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Stadtportrait von Stralsund

Portrait der alten Hansestadt Stralsund

UNESCO-Welterbe

Die als UNESCO-Welterbe anerkannte Hansestadt Stralsund ist mit ihrer wechselvollen Geschichte, der einmaligen Lage am Wasser und den imposanten Bauten der Backsteingotik ein Anziehungspunkt in Mecklenburg-Vorpommern.

Unser Ziel war der sehr gut angelegte Stellplatz beim Carthago-Händler Dahnke. Von dort aus ist es nicht weit in die Innenstadt. Stralsund hat sich mit Wismar zu einer Werbegemeinschaft zusammen getan, denn beide Städte gehören zum Weltkulturerbe.

Stralsund und Wismar

Stralsund und Wismar sind Beispiele für typische mittelalterliche Hansestädte. Sie haben Ihre Stadtgrundrisse mit dem Gefüge aus Straßen, Quartieren, Plätzen und Grundstücken seit dem Mittelalter bewahrt. Erhalten sind viele Gebäude aus verschiedenen Epochen, darunter Giebelhäuser, Klöster, Rathäuser und sechs Backsteinkirchen. Sie belegen den im Seehandel erworbenen Reichtum und zeugen von der politischen Bedeutung beider Ostseestädte während der Hansezeit. Ihre fast 200-jährige Zugehörigkeit zum schwedischen Königsreich im 17. und 18. Jh. machte Stralsund und Wismar zu wichtigen Festungen und Verwaltungszentren.

Stralsunds Altstadt umschließt der Strelasund und die im 13. Jh. aufgestauten Teiche. Die unverwechselbare Stadtsilhouette mit den drei Pfarrkirchen prägt die Seeansicht. Mit den Speichergebäuden, dem Ozeaneum und der Marina ist der Stadthafen ein beliebtes Ausflugsziel. Als Wahrzeichen dient das Rathaus mit seiner prächtigen Schaufassade nahe der Nikolaikirche.

Wir besichtigten die wunderschöne Stadt mit einer Stadtführerin, die statt 1,5 Stunden 2,5 Stunden durch Stralsund führt und interessantes erzählt.

Baumhäuser

Wir begannen im Welterbehaus, in dem die Stadtgeschichte gut dargestellt wird. Dann führte sie uns zu einem Baum- oder Dielenhaus, ein bedeutendes historisches Baudenkmal in der Mühlenstraße. Es ist benannt nach der gotischen Diele, gebaut für Kaufleute, denn die große Diele ermöglichte es, Waren in allen Größenordnungen durch die breit angelegten Türen ins Haus zu schaffen. Von dort konnten sie mit einem Lastenaufzug auf die Böden transportiert und gelagert werden. Die Dielen stellten den zentralen Raum dar, hier wurde Bier gebraut und die Ware zum Versand fertig gemacht. Bemerkenswert ist der erhaltene Hausbaum, der dazu diente, das Gewicht der Waren auf die Speichergeschosse und auf ein Feldsteinfundament zu leiten.

Diese Häuser waren 30 m lang und hatten eine große unbeheizte Halle, in der Waren gelagert wurden. Im hinteren Bereich des Hauses befand sich die Kemenate mit den Schlafräumen. Die Stallungen für die Pferde waren hinter dem Haus angelegt, hatten aber keinen eigenen Zugang, die Pferde mussten durch die Halle in ihren Stall. Imposant und riesig groß mutet die Halle an.  Auf unserem Rundgang zeigte sie uns noch einige Beispiele solcher Baumhäuser.

Helga Decker, unsere Stadtführerin berichtete von den maroden Häusern Stralsunds, die zu DDR Zeiten alle vom Verfall bedroht waren. Es gab keine Heizungen, es war schimmelig und zugig in den Räumen. Die Einwohner Stralsunds waren froh, als sie eine Wohnung im warmen Plattenbau ergattert hatten. Stralsund hatte fast keine Einwohner mehr in der Innenstadt. Es war unbewohnbar geworden. Zum Glück kam die Wende und einige Investoren aus dem Westen. Inzwischen ist die Stadt wunderschön wieder aufgebaut worden. Es wurde z.B. das Krankenhaus der Stadt verkauft und mit dem Erlös Altes restauriert.

Schwedenspeicher

Wir kamen in einen schönen Innenhof, hier war der Schwedenspeicher. Heute befindet sich hier eine sehr gepflegte Senioreneinrichtung mit modernen Wohnungen, zu denen man auf Bedarf Betreuung dazu buchen kann.

Der SCHWEDENSPEICHER vereint städtisches Flair und Leben mit den hervorragenden Möglichkeiten, Ruhe und Entspannung in den Parks von Stralsund zu erlangen.  Durch ein schönes Treppenhaus im Ordnungsamt  erreichten wir einen Innenhof mit einer kleinen entweihten Kirche. St. Annen und St.Brigitten. Sie gehörten mal zu einem Kloster, heute ist hier eine Außenstelle des Standesamtes und man kann in diesem kleinen Hinterhof heiraten.

Ernst Barlach, Bildhauer, Grafiker und Dichter

Dann kamen wir zum ehemaligen St. Johanniskloster, das 1254 von Franziskanern gegründet wurde. Von der Klosterkirche sind nur noch Reste erhalten, denn sie wurde bei einem Großbrand

vernichtet. Nach der Reformation nutzte man das Kloster als Armenhaus. Derzeit fanden Renovierungsarbeiten statt und die Ruine war gesperrt.

In der Ruine des Kirchenschiffs wurde anlässlich des 50. Todestages des großen Bildhauers, Grafikers und Dichters Ernst Barlach, am 24. Oktober 1988, eine Nachbildung seiner Pieta aufgestellt. Sie erinnert an das unsagbare Leid, welches das Völkermorden der Kriege über die Menschheit brachte.

Stralsunder Rathaus

Westlich vom Kloster gelegen, sind zahlreiche zweigeschossig angelegte Fachwerkhäuschen zu finden, die heute als Wohnraum genutzt werden und liebevolle Bepflanzungen haben.

Auf dem Rückweg erreichten wir das Rathaus mit der wunderschönen Schmuckfassade. Das Stralsunder Rathaus zählt zu den schönsten Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik. Es gehört zu den frühesten, noch erhaltenen Gebäuden der Stadt. Es hatte eine Funktion als Versammlungsort, aber auch als Kaufhaus. In den Gewölbekellern herrschte reges Treiben, denn dort boten die Kaufleute ihre Waren an. Über den großen Fenstern deuten Wappen der Hansestädte Wismar, Lübeck, Hamburg, Greifswald, Stralsund und Rostock auf alte Seehandelsbeziehungen hin.

1579 wurde die Renaissancetreppe im Rathausdurchgang gebaut. Kurze Zeit später die Galerie im Innenhof, die 1678 und in den 1980er Jahren erneuert wurde. Unsere tolle Stadtführerin Helga Decker, gibt uns den Tipp, am Sonntag unbedingt zum Hansemarkt in den Gewölbekeller zu kommen, denn der Keller ist absolut sehenswert und nur an ein paar Tagen im Jahr geöffnet.

Bismarckhering und Hiddenseer Pfefferlappen

Unsere agile Stadtführerin berichtete über die Renovierungsmaßnahmen, die zu einem sehr gepflegtem Stadtleben geführt haben. Vor der Wende war die Stadt menschenleer, alle arbeiteten auf der Werft und wohnten im Plattenbau. Jetzt kommen junge Menschen zurück und beleben die wunderschön renovierte Stadt. Zum Abschluss führt sie uns zum Fischhändler Rasmus, der den Bismarckhering erfunden hat.

Der clevere Fischhändler hat dem Reichskanzler ein Fass mit eingelegten Heringen geschenkt und darum gebeten, falls sie ihm schmecken, diese eingelegten Heringe Bismarckheringe zu nennen. Sie mundeten ihm, und Bismarck gab ihm sein O.K.

Eine weitere Spezialität sind bei Rasmus die „Hiddenseer Pfefferlappen“.  Eine Frau aus Hiddensee hatte beim Nachlass ihrer Ururoma das Rezept gefunden und es dem pfiffigen Kaufmann angeboten. Seitdem verkauft er Bismarckheringe und Pfefferlappen ohne Ende……und die schmecken köstlich! Haben wir eigentlich die Fischbrötchen schon gezählt, die wir auf unserer Tour gegessen haben????

Nach 2,5 Stunden ging die interessante Stadtführung zu Ende, nicht ohne weitere Tipps der Stadtführerin, die uns veranlassen, bis Sonntag hier zu bleiben.

Goldschatz von Hiddensee

Am nächsten Tag war das St. Katharinenkloster angesagt. Hier, im ehemaligen Domizil der Dominikaner Mönche, befindet sich das Stadtmuseum. Es ist das älteste Museum Mecklenburg-Vorpommerns. Den Grundstock für die umfangreichen Sammlungsbestände bildete das Vermächtnis des schwedischen Generalgouverneurs Axel Graf von Löwen, der 1761 seine Kunstsammlung der Stadt Stralsund übereignete. Das Museum präsentiert eine der größten Sammlungen zur Vor-und Frühgeschichte der Region. Neben sakralen Kunstwerken, gotischen Altären, mittelalterlichen Paramenten und liturgischem Gerät zeigt die Schausammlung Funde, die bei stadtarchäologischen Untersuchungen ans Tageslicht kamen. Gemälde und Grafiken von Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge sowie prächtige Barockschränke und eine wundervolle Fayencen-Sammlung sind reizvoller Bestandteil der ständigen Ausstellung im klösterlichen Ambiente.

Der berühmte "Goldschatz von Hiddensee" kann neben vielen neugestalteten und sehenswerten Ausstellungen bewundert werden. Die 16 Preziosen aus purem Gold, mit einem Gewicht von 598,2 Gramm, gelten als herausragendes Beispiel wikingischer Goldschmiedekunst und werden mit dem Wikingerkönig Harald Blauzahn in Verbindung gebracht.

Der magische Glanz des Goldes gibt den Preziosen eine geheimnisvolle Aura. Die kreuzförmigen Anhänger des Hiddenseer Goldschmucks mit ihrer faszinierenden Ornamentik zeigen eindrucksvoll die große Kunstfertigkeit der Goldschmiede.

Die Hanse

Eine Abteilung des Museums ist der Hanse gewidmet. Über das Leben zur Hansezeit berichten Grabungsfunde und historische Dokumente. Den Reichtum hanseatischer Kaufleute belegt ein venezianischer Glasbecher. Zu den Besonderheiten der Sammlung gehört ein Bestand von mittelalterlichen kirchlichen Textilien aus dem Besitz der einstigen Stralsunder Kalandsbruderschaft. Als Spitzenleistung gotischer Siegelkunst ist das Große Koggensiegel von 1329 zu bewundern.

Der Fischreichtum im Strelasund und der angrenzenden Boddengewässer sowie die Erträge der Landwirtschaft des Umlandes und Rügens waren eine gute Grundlage für eine rege Handelstätigkeit, die die 1234 von Wizlaw I. gegründete Stadt rasch zu Wohlstand gelangen ließ. Ihre Blütezeit erlebte die Stadt Stralsund zur Zeit ihrer Mitgliedschaft in der Hanse.

Mit dem Eintritt in die berühmte Interessengemeinschaft Ende des 13. Jahrhunderts entwickelte sich Stralsund zu einer florierenden Zwischenhandelsstadt. Die „dickbäuchigen“ und weithin bekannten Koggen der Stadt waren im gesamten Nord- und Ostseeraum unterwegs. Beladen mit Hering, Bier, Weinen, Tuchen, Pelzen und Erzen steuerte die sundische Flotte Russland, Skandinavien, Frankreich, England und die Niederlande an. Bis zu 300 Schiffe waren gleichzeitig unter Stralsunder Flagge unterwegs und exportierten neben exotischen Waren auch die landwirtschaftlichen Produkte Rügens und der Umgebung in das europäische Ausland. Das wirtschaftliche und politische Leben in der Stadt Stralsund war gänzlich auf den Erhalt und den Ausbau der Kaufmannsgesellschaft ausgerichtet. Die gotischen Bürgerhäuser waren mit Kontor und Warenlager ideal auf die Bedürfnisse der Kaufmannsfamilien zugeschnitten.

Stralsunder Frieden

Aber die Zeiten der Hanse waren nicht immer friedlich. Anfang des 14. Jahrhunderts besiegte der dänische König Erik Menved die Städte Lübeck, Wismar und Rostock und belagerte auch die Stadt Stralsund. Die Bürger Stralsunds griffen überraschend an und bereiteten den Feinden eine eklatante militärische Niederlage. Mit dem Lösegeld für die gefangenen Fürsten wurde der Bau der prächtigen Schauwand des Rathauses bezahlt. Auch der dänische König Waldemar IV. Atterdag versuchte die Vormachtstellung der Hanse zu brechen, unterlag aber den vereinigten Städten.

Am 24. Mai 1370 wurde Frieden zwischen den hansischen Städten und dem Reichsrat des Königreiches Dänemark geschlossen. Der berühmte ,,Stralsunder Frieden" beendete das fast zehnjährige Ringen zwischen den Hansestädten und dem dänischen König. Er war aber auch Ausdruck für eine starke Position der Stadt im Wendischen Quartier der Hanse.

Die Fernkaufleute verfolgten handelswirtschaftliche Ziele. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts versuchten die Hansestädte jedoch, eine festere Bündnisorganisation zur gegenseitigen Unterstützung gegen adlige Herrschaftsansprüche zu schaffen. Mit diesem festeren Zusammenschluss wollten sie auch Problemen begegnen, die durch die wachsende Konkurrenz englischer, italienischer und süddeutscher Kaufleute und holländischer Frachtfahrer und durch die staatliche Erstarkung in den Zielländern des Handels entstanden. Der Druck von außen war somit der Grund dafür, dass sich die stede van der dudeschen hense enger zusammenschlossen.

Die Entwicklung ließ sich jedoch nicht aufhalten und führte dazu, dass der Einfluss der Hanse zurückging, wenn auch der Handel im 16. und frühen 17. Jahrhundert noch enorme Zuwächse aufwies. Die aufkommenden nationalen und territorialen Wirtschaften ließen einer überregionalen Handelsgemeinschaft wie der der Hansekaufleute und Hansestädte keinen Raum mehr. Im Jahre 1669 fand in Lübeck der letzte Hansetag der historischen Hanse statt.

Wieder mal eine sehr interessante Ausstellung in einem Museum, das aus wunderschönen historischen Räumen besteht.

Hansetag in Stralsund

Danach schauten wir uns die „Perle der Hanse“, den gen Himmel gebauten Kaufmannsstolz natürlich auch noch von der Wasserseite an und fahren wir mit einem Schiff hinaus, um eine Hafenrundfahrt zu machen.

Im Prospekt der Tourismusinfo steht:

Wenn die schwedische Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf in der wunderbaren Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, da wo sich eben noch das Meer ausbreitete, nun eine prächtige mittelalterliche Handelsstadt aus den Wellen erheben lässt, dann ist zweifelsfrei die Rede von Vineta. Jener sagenumwobenen Kaufmannsstadt an der pommerschen Küste, die in den Fluten der Ostsee versank und nur alle 100 Jahre in all ihrer Pracht aus dem Meer aufsteigen und dann genau eine Stunde auf dem Festland liegen darf.

Und genau so kam es uns vor, als wir die stolze Silhouette Stralsunds vom Wasser aus gesehen haben. Wer heute durch die Altstadt flaniert und die Kinder beobachtet, die auf dem Marktplatz auf die Wasserfontäne warten, der ist sicher, Selma Lagerlöfs Vineta gefunden zu haben.

Nach all den vielen Eindrücken besuchen wir noch die Badstüber Strasse. Die ihren Namen von den Badstuben bekam, die hier im Mittelalter zu finden waren. Sie gilt heute als die idyllischste aller Gassen der Stralsunder Altstadt. Stockrosen drücken ihre ersten Knospen Richtung Himmel und die traufständigen Häuschen verströmen die Anmut, Liebe und Sorgfalt, mit der sie einst renoviert wurden.

Dann besuchten wir die Heilig-Geist-Kirche und die dahinter liegende Straße mit den Elendshäusern, die heute auch liebevoll renoviert sind und ganz neu belebt wurden.

Ein Besuch in Hannis Hafenkneipe, der ältesten Kneipe der Stadt rundete den Tag ab. Bereits 1332 wurde die Kneipe „Zur Fähre“ erwähnt. Hier in dieser urigen Atmosphäre ließen wir uns noch ein Störtebeker Bier und ein Fährwasser schmecken…

Wir hatten das Glück, den Hansetag in Stralsund zu erleben, das war noch mal ein Grund mit den Rädern in die wunderschöne Altstadt zu fahren.

Wir besichtigten die Marienkirche und die St. NikolaiKirche die noch schlimme Spuren der Vergangenheit zeigt und sind dann pünktlich zur Eröffnung der Hansetage unter dem Rathaus in den traumhaften Gewölbekellern, wo der Geist der Hanse wieder belebt wird.

Marianne Pastwa-Hondong

Rathaus Stralsund

Rathaus Innenhof

Baumhaus

Baumhaus Innenansicht

Schwedenspeicher

Am St. Johanniskloster

Pretiose

Hannis Hafenkneipe

Adieu Stralsund

Rügenbrücke