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Die Inseln Rügen und Usedom

Hier gibt es gleich 2 deutsche Rekorde:
Die größte Schrägseilbrücke verbindet die größte Insel

Weiter ging unsere Hanse-Tour über die beeindruckende Rügenbrücke nach Rügen. Wir fuhren auf der Deutschen Alleenstraße. Rechts und links sind riesige Rapsfelder, die leider schon verblüht sind. Dafür begleiten große Kornblumen- und Mohnfelder unseren Weg.
Kurz vor Binz kreuzte der Rasende Roland unsere Straße. Der Dampflokomotive-Zug ist eine Besonderheit auf Rügen. Wir fuhren durch Binz hindurch, um den großen Stellplatz zu suchen. Er liegt ein Stück außerhalb Richtung Prora. Der „Koloss von Prora" ist ein 4,5 km langer Gebäudekomplex aus fünfstöckigen Betonbauten, der nie als KdF- Seebad genutzt wurde. Zur Zeit wird er aufwändig renoviert und zu sehr modernen Eigentumswohnungen umgebaut.

Wir erreichten Sassnitz. Ich habe doch gelesen, das man dort am Hafen übernachten kann. Denn morgen möchten wir mit dem Schiff zu den Kreidefelsen fahren. Wir fanden den Stellplatz in der Nähe der Reederei. Dort erkundigten wir uns direkt nach den besten Abfahrtzeiten, damit die Sonne auf die Kreidefelsen scheint.  So entschieden wir das Schiff um 10.30 Uhr zu nehmen und hier im Hafen zu bleiben.
Wir bummelten über die Promenade und streiften durch die schönen Gassen der kleinen Altstadt mit ihren Pensionshäusern und prächtigen Villen im Stil der Bäderarchitektur.

Wer hat denn das Loch in den Stein gebohrt?

Bei einem kleinen Atelier kaufte ich für uns noch ein paar Hühnergötter,  zwei versteinerte Tintenfischtentakel für Kilian und Neo und Bernstein für die Mädels. Hühnergötter sind Steine aus dem Meer, die ein Loch haben. Durch diese Löcher werden dünne Seile gezogen, damit man viele Steine übereinander hängen kann. Diese Lochsteinketten dienten nach slawischem Brauch dazu, die Hühner zum Legen anzuregen, aber auch räuberische Gäste wie den Fuchs abzuschrecken. Wenn der Fuchs in den Stall kommen wollte, um die Hühner zu stehlen, klapperten die Hühnergötter und vertrieben den Fuchs. Und wenn sie den Hühnern Glück gebracht haben, warum sollten sie uns dann kein Glück bringen????

Den Abend beendeten wir in der Ostpreussischen Räuchergaststätte in Sassnitz. Dort probierten wir die typische Räucherfischsuppe und einen üppigen Räucherfischteller….mmmhhhh.

Die beste Sicht hat man vom Schiff aus

Der Tag beging sehr stürmisch. Die Reederei von Gestern hat ein Schild aufgehangen, dass keine Fahrten stattfinden. Ein anderes größeres startet jedoch, allerding eine halbe Stunde eher. Gut, dass wir direkt im Hafen standen. Wir waren startklar und gingen zur Anlegestelle.

Es ist wirklich beeindruckend, wie riesengroß die Fläche der Kreidefelsen ist. Eine tolle Sicht vom Schiff aus, das doch ziemlich schaukelte. Auf dem Hinweg zum Königsstuhl saßen wir links, also Backbord, auf dem Schiff und hatten einen tollen Blick für gute Fotos. Auf dem Rückweg ist das genau die falsche Seite. Da jetzt der Sonnenstand noch etwas anders ist, torkelte ich zur andern Seite und fotografierte von dort weiter.

Zurück am Reisemobil fuhren wir durch den Nationalpark Jasmund mit seinen alten Buchenwäldern über die Landenge nach Altenkirchen zum Knaus Campingplatz.  Dieser war überfüllt, lediglich auf dem Parkplatz gab es noch einen Stellplatz. Aber o.k., ist ja nur für eine Nacht.

Der nördlichste Punkt der Insel Rügen

Hier holten wir wieder die Räder raus und radelten Richtung Kap Arkona. Dabei kamen wir an einem Steinzeitgrab vorbei, das uns schwer an die Steinformation Ales Stenar in Schweden erinnerte. Etwas weiter hat ein Rügener ein Cafe errichtet. Unter einem Pavillion steht der Seebär und verkauft Kaffee und den Kuchen, den seine Schwiegertochter gebacken hat. Ein wirklich schönes Plätzchen mit Blick auf die Ostsee. Dann erreichten wir das Fischerdorf Vitt, ein kleines Fischerdörfchen mit schönen Reetdachhäusern. Von hier hat man einen guten Blick auf das Kap Arkona. Zurück fuhren wir noch nach Altenkirchen, um die älteste Kirche der Insel Rügen zu besichtigen. Sie wurde um 1185 erbaut. Lange war Altenkirchen einer der bedeutendsten Marktflecken Rügens. Auch heute noch ist das Dorf mit seinen kleinen Häusern und versteckten Gärten sehenswert.

Frau Störtebeker und der freche Papagei Rambo

Zurück am Stellplatz traf ich Frau Störtebeker. Die Dame mit dem Piratentuch trägt einen bunten Papagei auf der Schulter. Er hört auf den Namen Rambo, und so ist er auch. Sie setzt ihn mir auch auf die Schulter. Ein komisches Gefühl, will er doch gleich meine Brille entfernen!

Am nächsten Tag fuhren wir nach Dranske, hier soll es die schönsten Sonnenuntergänge der Insel geben. Wir haben Glück, der letzte freie Stellplatz in der ersten Reihe gehörte uns. Dranske ist Hotspot für Surfer, hier wurden schon mehrfach Windsurfcups ausgetragen. Das Fischerdorf ist recht unspektakulär. Wir radelten noch auf die Halbinsel Bug. Der Eintritt in den Nationalpark ist jedoch verriegelt. So fuhren wir zurück zum Womo, packen die Badehose aus und sonnen uns beim Lesen.
Der Sonnenuntergang war leider nicht so spektakulär wie erwartet. Die Sonne verschwand hinter den Wolken. Ich experimentierte mit der Kamera herum, mal abwarten, was dabei heraus kam.
Um den ultimativen Sonnenuntergang zu erleben, sollten wir vielleicht noch bleiben. Aber wir sind ja auf Entdeckungstour durch Ostdeutschland und werden sicherlich noch mal hierher kommen.

Störtebeker nennen sich viele, jetzt auch eine Brauerei

Also weiter geht’s, zurück über die Insel Rügen, die Rügenbrücke und erst mal zur Brauerei Störtebeker, um ein paar Geschenke zu kaufen.
Nächster Halt in der Herzogstadt Wolgast. Wolgast gehörte auch zur Hanse, erhielt aber nie eine größere Bedeutung. Auch heute erscheint uns Wolgast nicht besonders attraktiv. Viele Häuser sind dringend renovierungsbedürftig und der Zahn der Zeit hat kräftig daran genagt. Sehenswert ist die Petri-Kirche, in der die Gräber der pommerschen Herzöge zu bewundern sind. Interessant ist auch die Darstellung des Totentanzes.  Leider ist er nur zur Hälfte zu bewundern, da wegen Renovierungsarbeiten die Hälfte der Kirche verhüllt ist.
Die Verkäuferin im Cafe servierte uns Sanddorntorte und erzählte, dass durch die Wolgaster Politik viele Investitionen stocken. Ein Investor hat alte Gebäude gekauft um sie zu renovieren. Nun stellt man ihm keine Parkmöglichkeiten für evtl. Mieter zur Verfügung.

Asche soll man nur gebündelt zurückbringen

Wir erreichten den Reisemobilstellplatz von Bansin,  der mitten im Wald hinter den Dünen zur Ostsee liegt. Ein kleiner Erkundungsgang führte zu einer kleinen Kneipe, in der ein Scherzkeks wirkt. Er hat Hinweisschilder aufgehangen, auf den z. B. folgendes steht: Jetzt neu, Brennholzverleih, Asche bitte gebündelt zurück bringen!
Wir spazierten zum Strand, der auch hier reinweißen Sand hat. Zum Baden ist es aber zu kalt.

Am nächsten Tag radeltn wir Richtung Swinemünde. Erst geht es rauf und runter durch den Kiefernwald. In Bansin entdeckte ich eine wunderschöne Villa mit dem Namen Laetitia. An der Seebrücke versuchte Kurt die aktuelle Zeitung hochzuladen. Ich spazierte auf die Brücke, um ein paar Fotos zu machen. Während Kurt auf sein Tablett schaut, fotografierte ich einige der schönen typischen Villen mit der Bäderarchitektur des vorigen Jahrhunderts.

Wir radelten weiter entlang der unendlich langen Strandpromenade. Ein Kaiserbad reiht sich an das Andere. Es ist hier alles sehr touristisch. Kurz vor der polnischen Grenze trafen wir ein Paar auf einer Bank, mit denen wir uns unterhielten. Sie rieten uns, auf die Räder zu achten, wenn wir nach Polen reinfahren. Wir erzählten, dass wir letztes Jahr in Polen waren und die Banden doch alle hier unterwegs sind. Sie lachen und outeten sich als Zivilfahnder der Polizei!

Das Schicksal meines Vaters wird hier wieder lebendig

Wir fahren noch bis zum Grenzübergang. An der Bucht fand vermutlich die Bombardierung Swinemündes im März 1945 statt. Zu dieser Zeit war mein Vater auch in Swinemünde und wurde dort verwundet.
Er hat immer erzählt, dass er einen Durchschuss durch den Ellenbogen hatte und 14 Tage bis zum Lazarett im Munsterlager mit einem Toilettenpapierverband herum gelaufen ist, bis man ihm den Arm amputieren musste. Das ist auch der Grund, warum ich hierher wollte. Zuhause habe ich keine Informationen von dieser Soldatenzeit gefunden, aber die Bombardierung hat er immer wieder erwähnt.
Wir radelten den gleichen Weg zurück, machten eine kurze Mittagspause in einem Fischrestaurant und sind am Nachmittag wieder am Womo.

Die Vergangenheit ist hier allgegenwärtig

Am nächsten Tag fuhren wir weiter, um auf den Golm zu kommen. Der Golm ist die höchste Erhebung auf Usedom. Vor dem Krieg war es ein beliebtes Ausflugziel. Es gab eine Bahn und ein Restaurant auf dem Berg mit wunderschönem Panoramablick auf Swinemünde und die Ostsee. Am 12. März 1945 kam es zu einem amerikanischen Bombenangriff auf Swinemünde. Hier hielten sich zu der Zeit mehr als 100.000 Menschen auf, meistens Flüchtlinge aus Ostpreußen. Vermutlich wurden 20.000 von Ihnen während des Angriffs getötet. Nahezu alle wurden anonym in Massengräbern auf dem Golm bestattet.
An zentraler Stelle auf dem Berg entstand ein zweigeteilter Rundbau, wie ein Bombenkrater. Eine große runde Platte trägt die  Inschrift:
23.000 Tote des Zweiten Weltkrieges mahnen.
Die Inschrift an der Innenwand des Kraters bestand aus Bronzebuchstaben, die von Vandalen gestohlen wurden.
Die Inschrift lautete:
Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint.
Ein Informationsgebäude berichtet über die Geschichte dieses schrecklichen Ortes. Betroffen fahren wir weiter und verlassen die Insel Usedom.

Die Reise "Auf den Spuren der Hanse" endet hier

Von hier ist es nicht mehr weit bis nach Anklam. Damit endet meine Geschichte, die auf den Spuren der Hanse unterwegs war.

Ich hoffe, es hat Euch ein wenig interessiert. Vielleicht habt Ihr ja auch ein paar Anregungen oder Tipps gebrauchen können. Viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Einsichten.

Marianne Pastwa-Hondong