Die Hansestädte Stade und Lüneburg
Auf den Spuren der Hanse in Stade
Die erste Reise mit unserem E-Liner führte uns auf die Spuren der Hanse in die Hansestadt Stade und hier entdeckten wir den Charme der Hansestädte, der uns total begeisterte.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts bildete sich die deutsche Hanse. Kaufleute schlossen sich zusammen, um gemeinsame wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Die Hanse war eine wirklich einmalige Erscheinung in der deutschen Geschichte. Über 400 Jahre hat die Hanse Wirtschaft, Handel und Politik mitbestimmt und mitverwaltet. Ihr gehörten bis zu 200 größere und kleinere Städte an. Mitte des 17. Jahrhunderts verlor die Hanse ihre Bedeutung.
Heute ist die Hanse wieder sehr lebendig. 1980 in Zwolle wiederbelebt, hat sich die Neue Hanse zur Aufgabe gemacht, den Geist der Hanse als Lebens-und Kulturgemeinschaft der Städte lebendig zu halten.
Ein vorbildlicher Reisemobilhafen erwartete uns in der Nähe der Altstadt von Stade
Hier in Stade war am Wochenende Hansefest, darum waren wir hier! Als erstes schlenderten wir durch die wunderschöne Altstadt von Stade. Wir waren gespannt, was und hier noch so alles erwartet.
Die nächsten Tage verbrachten wir mit intensiven Radtouren bei traumhaftem Wetter in die reizvolle Umgebung Stades.
Das Alte Land auf einer Fahrradtour erleben
Durchs Alte Land radelten wir an riesigen Apfel-und Kirschplantagen vorbei. Leider ist die Apfelblüte fast vorbei, aber wunderschöne Altländer Höfe sorgen für tolle Fotomotive. Alte, Reet gedeckte und aufwändig restaurierte Fachwerkhäuser geben hier architektonisch den Ton an.
Unterwegs entdeckten wir bei Grünendeich Stubbes Gasthaus, in dem wir eine köstliche Maischolle aßen. Hier befindet sich auch ein schöner, aber kleiner Reisemobilstellplatz. Entlang der Elbe radelten wir zurück nach Stade und bestaunten auf dem Deich viele „dicke Pötte“.
Bei einer regnerischen Tidenkiekerfahrt erfuhren wir wie das Marschland durch die Eiszeit geprägt wurde. Stade liegt auf einer Geest, darum ist es auch so hügelig hier. Lehm hatte sich hier abgelegt, dadurch entstanden etliche Ziegeleien, die die roten Backsteine herstellten, die so charakteristisch sind für die Hansestädte.
Es ist Hansetag in Stade
Heute das Gestern erleben! .
P.S. Er findet am Samstag, 18. Mai 2019 wieder statt.
Pünktlich um 11.00 Uhr wird mit dem Glockenschlag der Hansetag eröffnet. Die vier historischen Brüderschaften bestehen in Stade schon seit dem Mittelalter. Das verbindende Element ist die Armenfürsorge. Öffentlichkeitswirksam servieren die Brüderschaften am Hansetag norddeutschen Labskaus, der uns erstaunlicher Weise sehr gut schmeckt. Wir bummeln rund um den wunderschönen alten Hafen mit seinen herrlichen historischen Häusern, die zum Glück nicht der Abrissbirne weichen mussten, was schon fast geplant war.
Und dann trafen wir auf Menschen aus der Zeit der Hanse. Bei der inszenierten Stadtführung „Auf den Spuren der Hanse“ wurden uns rund 350 Jahre Stadtgeschichte unterhaltsam präsentiert.
Wir wurden begrüßt von Pater Martinus, der ein wenig unheimlich unter seiner Kapuze hervorblickte und in seinen Bart hinein nuschelte.
Oh je, der macht die Stadtführung. Hätten wir uns vielleicht doch bei der sympathischen Stadtführerin, die das „Blau machen“ erklären wird, angemeldet? Nun ja, da müssen wir nun durch.
Pater Martinus war stellvertretend für den Abt gekommen, denn der ist so dick und verfressen, dass er kaum noch den Hügel hoch kommt. Wir begannen unsere Zeitreise und sind im Jahr 1210. Kurze Zeit später, wir sind im Jahre des Herrn 1270 begegnete uns vor dem Haus Fischmarkt 10. in dem sich die Stadtwaage befand eine sehr sympathische Schifferfrau aus Stade. Sie hat erlebt, wie hier der Hafen gebaut wurde und berichtete darüber. Gemeinsam liefen wir zum Rosenort. Die Straßen des Mittelalters stinken vom Kot und den ausgeschütteten Nachttöpfen. Hier an der Schwinge wird auch das lebenswichtige Bier gebraut. Vor den Brautagen darf die Notdurft hier nicht entsorgt werden. Insgeheim denken wir, gut, dass der Reisemobilhafen eine sehr gute hygienische Entsorgung vorweist!
Wir spazierten weiter in eine kleine Ladenpassage und befanden uns im Jahr 1285. Die Gewürzverkäuferin erwartete uns. Irgendwie kam sie mir bekannt vor? Woher nur? Die Schifferfrau hat einen besonderen Wunsch, sie möchte unbedingt Geilkraut kaufen, denn am Wochenende kommt ihr Mann, der Fährmann nach Hause. Leider kann die Gewürzverkäuferin nur Sellerie anbieten- das Geilkraut ist ausverkauft. Die Gewürzverkäuferin ist sehr versiert in der Heilkunde. Sie benötigt weder Geilkraut noch Sellerie, denn ihr Mann ist schon vor Jahren nach Lübeck gegangen und nicht zurückgekehrt.
Aber als Frau steht sie ihren Mann!
Plötzlich wurde mir klar, woher ich sie kannte, gestern Abend bei der Tidenkiekerfahrt hat sie uns sehr anschaulich die Elbe und die Marschen erklärt 😉 dann war sie in eine andere Rolle geschlüpft, die ihr sichtlich Spaß machte.
Unsere Zeitreise führte uns ins Jahr 1421. Die beiden Frauen führten uns zum Rathaus. Hier wird viel geredet, aber eigentlich nichts getan, das hat sich bis heute nicht geändert. Eine Kaufmannsfrau begrüßte uns und bittet uns ins Rathaus. Hier werden kostbare Tücher verkauft. Die Koggen der Hanse fuhren übers Meer und die Kaufleute verkauften Getreide und brachten aus Flandern Brokatstoffe und Bordüren und aus England warme Wollstoffe mit zurück. Wir erfahren, was eine Elle Stoff kostet und wie man mit dem Abacus rechnet.
Die Frauen erzählten uns, dass im Stader Hafen das Stapelrecht galt. Kaiser Barbarossa hat dafür gesorgt, dass die Seefahrer sich 3 Gezeiten lang im Stader Hafen aufhalten mussten, erst dann durften sie weiter fahren. Nachdem wir wertvolle Kleider in Auftrag gegeben haben kam der Stadtschreiber die Rathaustreppe hinunter. Er ist schon seit 1460 hier im Rathaus angestellt. Er verkündete in alter Sprache die Pflichten des Volkes. Er las uns aus einem Gesetzestext vor, wie man sich in der Hanse zu verhalten hat und sagte, dass Münster aus der Hanse ausgeschlossen wurde.
Er möchte, dass wir ihn zu seiner Schreibstube begleiten. Auf dem Weg zum Zeughaus begegneten wird einen Gelehrten, der um 1550 in Wittenberg zu Martin Luthers Zeiten gelehrt hat. Er erzählte uns, dass er 3 Monate im Kerker war und woher der Name „Schlitzohr“ kommt.
Und schon sind wir im Jahr 1606 angelangt und treffen auf der kleinen Brücke an der Bäckerstrasse Bademutter Ursula und ihre 2 Helferinnen.
Sie möchten Bruder Johann, den Gelehrten zu einem Bad im wunderschönen Holzzuber überreden. Leider gang es ihnen nicht. So verteilten sie erst mal einen guten Kräuter-Schluck aus dem Zinnlöffel.
Und dann mussten wir den Löffel wieder abgeben. So gestärkt lässt sich eine Teilnehmerin ihre Füße zu waschen. Aber, oh Gott, was ist das denn? Die Badefrauen wollen schon den Medicus holen, denn so rote Zehennägel deuten bestimmt eine schreckliche Krankheit an…
Es ist ein total lustiger Klamauk und es macht den Darstellern/innen sichtlich Spaß, uns auf diese Zeitreise zu schicken.
Die leuchtend weiße Wäsche muss nun noch ausgeliefert werden und so traffen wir vor dem schicken Bürgerhaus die reiche Kaufmannsfrau des Tuchhändlers. Margarethe ist ziemlich arrogant. Ihr Mann und einige andere Kaufleute hatten sich mit den englischen Tuchhändlern eingelassen, die kein gutes Ansehen in der Hanse hatten, und so kam es zum Ausschluss aus der Hanse. Das findet Margarethe überhaupt nicht schlimm, denn Ihre Kontakte bestehen ja, und ihr Geldregen fließt weiter!
Hier endete die tolle Stadtführung. Großes Kompliment an alle Beteiligten.
Weiter geht es zur Hansestadt Lüneburg
Die Hansestadt Stade hat uns gut gefallen, aber wir möchten ja noch mehr Städte kennen lernen. So reisten wir nach Lüneburg zum Stellplatz „Auf den Sülzwiesen“.
Die Altstadt befindet sich auf einem Salzstock. Um Salz zu gewinnen, wurde Jahrhunderte lang Wasser abgepumpt, was dazu führte, dass die Häuser absacken und teilweise krumm und schief sind. Lüneburg war der Salzlieferant in der Hansezeit.
Wir entdeckten eines der schönsten und größten mittelalterlichen Rathäuser Norddeutschlands. Immer wieder wurden Bauten angefügt. Durch den Beitritt zur Hanse benötigte man auch entsprechende Festsäle.
An der Fassade befindet sich das Wappen der Welfen, der Herzöge, die hier in Niedersachsen immer die Herrschaftsfamilien stellten. Ein Halbmond erinnert an Julius Cäsar, der auf seinem Weg durch Germanien angeblich durch Lüneburg kam. Der Halbmond ist sein Erkennungszeichen. LUNA BORG- Lüneburg! Der LUNA-Brunnen auf dem Marktplatz erinnert daran.
Wer kennt nicht die Telenovela Rote Rosen?
Noch ein paar schöne Ansichtsseiten von Lüneburg entdeckten wir an denen die Drehorte der Telenovela „Rote Rosen“ sind.
Die „Hansetour“ hat uns richtig neugierig gemacht und so fuhren wir dann weiter über Schwerin, Wismar, Insel Poel, Bad Doberan, Fischland Darß, Stralsund nach Rügen und Usedom.
Fortsetzungen folgen
Marianne Pastwa-Hondong