Historische Geisbockversteigerung in Deidesheim
Ein Volksfest der ganz besonderen Art lockt zu Pfingsten in die Pfalz. Mit Freunden trafen wir uns am Weingut Margarethenhof in Forst. Bei strahlendem Sommerwetter machten wir eine Fahrradtour durch die Weinberge nach Bad Dürkheim. An den Salinen turnten bereits die Kinder im Wasser herum. Es war ein sehr warmer Frühsommertag und wir kühlten uns die Beine ebenfalls an den wunderschön angelegten Teichen.
Auf dem Rückweg nach Forst machten wir einen Einkehrschwung auf die Ruine der Wachtenburg, die vom Stellplatz Margarethenhof aus am Abend illuminiert sichtbar ist.
Die Familie Lucas hat einen Stellplatz auf Ihrem Parkplatz, der sehr zweckmäßig ist. Toll ist aber die Sitzgruppe auf einem Rasen umgeben von blühendem Lavendel und wunderschönen riesig großen mediterranen Kübelpflanzen, die im Winter in der Kelter überwintern. Wir waren umgeben von Oleandern und Palmen. Es ist warm und wir haben das Gefühl wir wären in der Toskana.
Was passt da besser als raus aus dem Wohnmobil, die Sommerküche wurde eröffnet. Elektropfanne und Grill raus- Monika und Hans bereiteten ein Ratatouille vor. Kurt hat vor kurzem ein Grillseminar bei der Weber Akademie besucht und bei unserem Metzger Flanksteaks bestellt, die nun am Spiess auf unserem Gasgrill braten durften.
Das gab ein köstliches Essen mit gutem Wein mitten in den Weinbergen-Herrrlich!
Die schönste Zeit im Leben sind die kleinen Momente, in denen man spürt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein!
Mit dem Blick auf die beleuchtet Wachtenburg endete dieser schöne Pfingstsonntag. Am nächsten Tag ziehen die jungen Pfälzer in historischen Kleidern durch den Ort und verkünden die anstehende Versteigerung des Geißbocks.
Der Pfingstdienstag war früher der Gerichtstag in Deidesheim und das gibt den Anlass zur Rückerinnerung an die Geschichte und das Leben der Vorfahren. Die erste urkundliche Erwähnung über die Weiderechte von Deidesheim stammt aus dem Jahr 1404. Der Vertrag erwähnt die Weideberechtigung des Nachbarortes Lambrecht und des Klosters Lambrecht seit „urfürstlichen Zeiten“ gegen alljährliche Lieferung eines Geißbockes, der wohlgehörnt und gutbeschaffen sein muss.
Der Bock muss vom jüngsten Bürger der Stadt, heute vom jüngsten Ehepaar, bei Sonnenaufgang zum Deidesheimer Rathaus gebracht werden. Und so beginnt der historische Marsch bereits um 5.30 Uhr von Lambrecht nach Deidesheim.
Um 9.50 trifft die Gruppe an der Stadtgrenze ein. Fahnenträger, Schul-und Kindergartenkinder, die Kolpingkapelle und der Stadtrat von Deidesheim begleiten die farbenfrohe Truppe bis zum Rathaus. Vor dem Rathaus beginnt dann das historische Spiel mit dem Lied: „Der Geißbock ist gekommen!“ Das Stadtgericht zieht ein. Der junge Bräutigam übergibt die Urkunde an den Schultheiß und die Verhandlung des Stadtgerichts beginnt. Der Bock wird von allen Seiten begutachtet und untersucht, ob er auch wirklich angemessen ist.
Mit großem Tamtam und viel Gelächter findet die Verhandlung statt. Dann zieht sich der Stadtrat zur Beratung zum Frühschoppen zurück. Um 15.45 kommt dann der ganze Rat mit dem Geißbock wieder zurück zum historischen Rathaus begleitet von den Fahnenträgern, der Kolpingkapelle, der Küfergruppe und einigen Trachtengruppen, die anschließend kleine Vorführungen durchführen.
Die Begrüßung durch den Bürgermeister, die Weinkönigin und die Weinprinzessin eröffnen die Versteigerung. Die Versteigerungsbedingungen werden bekannt gegeben.
Wer mit „dem Schlag der sechsten Stund“ das höchste Gebot abgibt, dem ist der Bock zu eigen.
Um 17.45 ertönt die große Glocke vom Turm der kath. Pfarrkirche und der Versteigerer tritt in Aktion. Er hat die schwere Aufgabe aus der großen Menschenmenge potente Bieter zu finden und diese mit großem Stimmaufwand und unter Verwendung aller versteigerungstechnischen Raffinessen zum gegenseitigen Überbieten zu bringen. Mit dem letzten Glockenschlag um 18.00 Uhr muss der Hammer fallen und der Geißbock wird dem Meistbietenden zugeschlagen. Ersteigert wurde der Geißbock von Jörg Guhmann aus Forst, der dem Bock in seinem Gastgarten ein neues Zuhause bieten möchte.
Das Ganze ist ein riesiges, buntes und absolut lustiges Spektakel. Ein wirkliches Volksfest der ganz besonderen Art. Vom Stellplatz in Forst ist es mit dem Fahrrad in nur 7 Minuten zu erreichen!
P.S. den Stellplatz unbedingt vorab buchen, begrenzte Plätze!
Also: Nix wie hin!
Marianne Pastwa-Hondong