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Carthagokreis Tour Mailand-Sanremo Herbst 2016

Carthago-Kreis Tour Mailand-Sanremo 2016

13.10.2016, Tortona bei Mailand

Die Carthago-Armada formiert sich auf dem Hofgut „Carretino“ bei Tortona zur Wagenburg unter der „strengen“ einweisenden Hand von Marianne als Empfangsdame. Nicht mal der strömende Regen kann ihre „Autorität“ dabei aufweichen. Immerhin sind 22 Wohnmobile in Reih` und Glied in exakten Seitenabständen auf Posten zu bringen.

 

Anschließend wird`s doch gemütlicher beim piemontesischen Abendessen.

Silvia, unsere bewährte Reiseführerin, stellt auf Großleinwand die lohnenden Ziele der ligurischen Küste und der angrenzenden Cote d’ Azur vor: alles im strahlenden Sonnenschein, wie aus einer anderen Welt! Die Erwartungen auf das Kommende sind geweckt.

14.10.2016

Fahrt nach Mailand im Bus. Silvia brieft uns auf der Fahrt mit Mailänder Stadtgeschichte und Highlights. Zeit dazu gab ihr der unvermeidliche Stau um und in der Stadt. Im Regen ging erst`mal in die rettende „Galerie“, die architektonisch beeindruckende überdachte Shopping Mall aus dem Ende des 19. Jh im Jugendstil. Staunen über Preise in den Schaufenstern mehr als über`s Bauwerk, das damals vor allem den Reichen und den Schöngeistern Raum zur Selbstdarstellung gab.

 

Dann zum Dom der Superlative in Gotik gehalten, das Resultat von 470 Baujahren - Rom wurde schneller erbaut. Aber es waren auch 52 Riesensäulen, insgesamt 3400 Statuen und 135 Türmchen in und auf dem Dom zu errichten, der immerhin 11.700qm regenfreie Fläche bietet. Die Marmorblöcke wurden über ein von Leonardo da Vinci geplantes Kanalsystem aus den Vorbergen der Alpen über den Ticino herbeigeschafft.

Geschichtliche Meilensteine des Doms: Kultstätte der Kelten, die ja überall waren, Tempel der Römer unter Augustus im damals so genannten Mediolanum, regierende Clans der Viscontis und Sforzas, die alle mitbauten. Aktuell „Übernahme“ des Doms von posierenden Touri-Chinesen, wahrscheinlich unwissend, dass hier der Stadtpatron Ambrosius aus Trier in der Krypta begraben ist.

Besuch der Scala mit Blick auf Bühne und Parkett von einer Loge aus. Die Bilder und Büsten der bekanntesten Komponisten und Sängerinnen (Verdi, Toscanini, Callas, Tebaldi etc…) und die originalen Programmplakate lassen die glanzvolle Vergangenheit aufleben.

Als Schlusspunkt Spaziergang zum Palazzo di Sforza, der monumental und herrisch die schöne Fußgängerzone vom Dom kommend abschließt. Ganz am Ende des Tages stand nach stockender Busfahrt die kulinarische Kultur im Carretino auf dem Plan, ein wie immer runder Abschluss.

15.10.2016

Am nächsten Tag ging es ans „Eingemachte“, das sind wunderschöne romanische Zeitzeugen, die bis jetzt von der Touristenflut verschont blieben. Dank der regionalen Kenntnisse von Silvia stießen wir auf einen echten Geheimtipp, das Kloster Santa Maria Rivalta Scrivia aus romanischer Zeit, einst Zisterzienser Abtei. Schlichte, ergreifende Bauweise mit originalen Fresken, die zum Teil restauriert sind.

Im angrenzenden Kloster kleine Ausstellung zur Geschichte und einer Ikonensammlung. Insgesamt ein unbekanntes Kleinod, das es zu erhalten gilt. Weiter über den Biobauernhof, wo wir Büffel bei den Hörnern packen konnten, zur Weinkellerei Torrevilla in Mestrino.

 

Beeindruckend die unendlich langen, gemauerten Gewölbe der Kasematten, gesichert durch bautechnische Raffinesse gegen Kanonenkugeln. Heute wären die Gänge brauchbar als trockener Stellplatz für Hunderte von Wohnmobilen.

Am späten Nachmittag wieder brutale Rückkehr in die Jetzt-Zeit im Konsumtempel des Outlet-Centers Serravalle.

Abrundung des Tages im Carretino.

 

Danach innerlich gestärkt und doch schwer tragend ging`s nach Alessandria zur Zitadelle, ein Paradebeispiel für Festungen ab Mitte des 18. Jh., wo bereits scharf geschossen wurde.

In der wechselvollen Geschichte im Machtkampf zwischen Frankreich, Österreich, Piemont und Russland, beendet von Emanuel I., der endlich das zerrissene Italien zum Königreich einte.

16.10.2016

Von Tortona aus gruppenweises Anrücken mit den Reisemobilen nach San Remo, wo wir schon von Erwin und seinem Gefolge empfangen und eingewiesen wurden.

Endlich mediterrane Atmosphäre, in die -wie dort üblich- erstmal mit Speis und Trank aus der bewährten regionalen Küche am Platz eingestiegen wurde.

17.10.2016

Und nach dem Erwachen am nächsten Morgen wussten wir alle, dass wir den Platz an der Sonne hatten. Zu verdanken war das vor allem Ewi, in lokalen „Mafiakreisen“ als Ewaldinio einschlägig bekannt, der mal wieder sich aller Amigos bediente und für uns die schönsten Stellplätze herausschlug: direkt am Wasser, eigentlich mit Blick auf Korsika. Aber das erblickten wir nie. Man munkelt, das hätte den Ewi noch extra gekostet.

Erster Ausflug in das idyllische Roiatal auf abenteuerlicher, gewundener Straße. Im Bus dachten alle das Gleiche:

Gut, dass wir da nicht mit den Reisemobilen durch müssen.

Die begleitenden Bahnlinie überwindet in kühnen Schwüngen tiefe Schluchten, steile Felsabgründe und gewaltige Höhenunterschiede in Spiraltunneln. Von hohen Felsrücken grüßen Dörfchen wie Adlernester, so angelegt, um sich gegen die dauernden Sarazenenüberfälle zu schützen. Erkauft durch knochenharte Arbeit der Feldbestellung auf den mühsam terrassierten Steilhängen.

Hier war der Weg das Ziel mit Schauen, Entdecken und Staunen.

Endziel war die Pilgerkirche Notre Dame Des Fontaines‘ auf französischer Seite.

 

Das frühromanische Kirchlein bietet eine sagenumwobene Vergangenheit, die hier viele Kaufleute auf ihrem Weg von und zur Küste und auch Pilger zusammen führte.

 

 

Höhepunkt die Originalfresken, die den gesamten düsteren Innenraum wie eine Wandzeitung auskleideten, mit tiefgründigen Darstellungen, in denen man die religiösen und politischen Verhältnisse nachlesen konnte.

Szenenwechsel: mit dem Bus auf der Corniche vorbei an Monaco nach Eze - traumhafte Lage steil über dem Meer mit verwunschenen terrassierten Gärten, paradiesisch von der Sonne verwöhnt. Anschließend „verdufteten“ wir in die naheliegende Parfümfabrik ‚Fragonard‘. 

Nachdem am Ende des Tages so fast alle Sinneseindrücke wohltuend bedient waren, kam auch noch als letzter der geschmacksorientierte in San Remo am Abendtisch dran.

18.10.2016

Freier Tag mit individuellen Erkundungen, Verarbeiten und Austausch des Erlebten.

Wie immer gemeinsames Abendessen.

19.10.2016

Wieder mal Sonnenaufgang über dem Meer wie auf der Postkarte - gelungene Einstimmung auf einen schönen Tag. Fahrt nach Monaco. Erste Station das Ozean-Museum in exponierter Lage am Wasser gebaut, von Albert I geplant, eingerichtet und bestückt mit interessanten Exponaten, die er auf seinen Expeditionen gesammelt hat.

Von der Sonnenterrasse Blick auf Meer und Stadt, Gelegenheit zum Verweilen. Dann Spaziergang zur Kirche, Palast und Altstadt von Monaco. Die gestapelten Kanonenkugeln neben den abschussbereiten Geschützen vor dem Palast sprechen immer noch für die Sorge der Monegassen, dass sie Ziel einer räuberischen Begierde sein könnten. Aber bis jetzt haben alle gut gezahlt, die rein wollten. Im Gegensatz zu den Garibaldis selber, die im 15. Jh. das Kloster auf dem begehrten Felsen von Monaco finten- und blutreich eroberten.

Letztes Highlight war St. Paul de Vence. Alte befestigte und nie eroberte Stadt, als sich die Franzosen gegen die Spanier verteidigten. Heute Hochburg der Künstler, die in vielen Galerien der Gässchen mit ihren Werken präsent sind. Die Beliebtheit des Städtchens bei Künstlern und anderen musischen Schwärmern konnten wir auf den Aussichtsterrassen der Cafes mit Blick auf die Küste nachvollziehen.

20.10.2016

Hier sollte doch mal der von uns als selbstverständlich angenommene morgendliche Brötchenservice, von Ewi organisiert, erwähnt werden.

Auf zu alten ligurischen Welten:

Erster Anlaufpunkt Cervo - eine der Perlen an der Küste. Von weitem grüßt der Turm der Barockkirche über der alten Via Aurelia, die Straße, die früher Rom mit Genua verband. Das Vorankommen ist heute auf dieser staubedrohten Via auch nicht viel schneller als zu Zeiten des alten Roms. Aber die Geduld zahlte sich aus: malerische Gassen, romantische Winkel und im Zentrum auf freiem Platz die „neue“ Kirche im Barock als sichtbare göttliche Verbindung zwischen glitzerndem Meer und blauem Himmel. Der Platz hielt uns gefangen, und nicht von ungefähr finden hier in den lauen Sommernächten im August/September hoch geschätzte Open-Air Konzerte statt. Aber nicht zu vergessen die alte romanische Kirche, die eigentlich nebenan ein unberechtigtes Schattendasein führt.

Über Finale Ligure, wo wir auf der exponierten Dachterrasse vom Hotel Lido, exklusiv reserviert für Carthago, mit unverbaubarem Blick auf das Meer ein ausgedehntes Päuschen bei Sekt und leckeren Brötchen einlegten, ging es weiter nach Noli.

Einst sogenannte freie Handelsstadt neben Mailand, Venedig und Genua - ist heute freie Touristenstadt und muss in der Saison einen ungebremsten Touristenansturm aushalten. Wie schön, dass wir im Oktober auf dem Sandstrand zwischen seichtem Ufer und der noch originalen Silhouette der Fischerhäuschen beschaulich in der Sonne schlendern konnten. In der Saison hätten wir da auf dem „handtuch-geclaimten“ Strand keine Chance gehabt. Aber so war`s wie auf der Postkarte.

Wendepunkt war Finale Burgo: authentische putzbröckelnde Altstadt mit viel Patina, durchschimmernde alte Fresken an den Fassaden und schönen einladenden Piazzen, auf denen von uns eine Dolce-Vita-Fraktion hängen blieb. Die andere, die unermüdliche Kulturfraktion, arbeitete weiter die Stadt ab. Nach allgemeinem Konsens sollte die Eisdiele auf dem Zentralplatz zum festen Programmpunkt werden.

21.10.2016

Diesmal: go west an die Cote d’Azur.

Erste Station Antibes, einst Wirkungsstätte von Picasso, jetzt im krassen Gegensatz zum ehemals malerischen Fischerdörfchen Megahafen für die rumdümpelnden Protzyachten der Superreichen, die kaum bewegt werden. Muss man auch mal gesehen haben.

Das Picassomuseum in einem ehemaligen kleinen, wunderschönen Palazzo direkt am alten Fischerstrand. Zu sehen gab es nur ein kleines Segment aus Picassos Schaffensphase direkt nach Ende des 2. Weltkrieges: erzählende Bilder aus der griechischen Mythologie mit alten Seefahrtmotiven der Odysee und kubistisch verfremdete Darstellungen seiner so heiß verehrten Frauen.

Viele unserer Gruppe standen trotz Simonas Erklärungen genauso verständnislos vor diesen Werken wie anschließend vor den „Schlachtschiffen“ der Millionäre.

Lebensnäher waren dann wieder die Markthallen mit den regionalen kulinarischen Angeboten.

 

Weiter ging`s nach Cannes - nicht auf den roten Teppich, sondern auf`s Wasser zur Ile de Honorat. Hier labten wir uns erstmal an einer typisch „carthagonischen“ Zwischenmahlzeit mit Sekt und belegten Brötchen. Einstimmung auf unseren Inselrundgang durch ausgedehnte Weinfelder. Diese werden nach alter Sitte von den dort lebenden Mönchen beackert nach strenger Lebensführung „ora et labora“.
Früher als Zisterzienser mussten diese sich noch mit Schwert und Kutte gegen die angreifenden Sarazenen verteidigen. Die eindrucksvolle kleine Festung im Wasser lässt die kriegerische Zeit lebendig werden. Heute sichert der Orden mit Dominikanermönchen seine Existenz mit Weinanbau und Produktion und verteidigt sich hinter Klostermauern gegen neugierige Touristen.

Rückfahrt mal wieder voller schöner Eindrücke nach San Remo.

22.10.2016

freier Tag und Abschiedsabend mit Musik und Tanz.

Hierbei gab man sich die richtige Dröhnung und tanzte bis zum frühen Morgen. Rückblickend blieben viele schöne und neue Eindrücke von der ligurischen Küste und der angrenzenden Cote d`Azur, auch wenn die meisten von uns“ Wiederholungstäter“ waren. Jeder Tag war eine Entdeckungsreise und alles lief rund einschließlich dem kleinen Vesper zwischendurch, und alles begleitet von sachkundiger Führung und Logistik. Keine Pannen! Umso mehr Anerkennung verdient die Organisation im Hinter-und Untergrund in den Personen Ewald und Marianne Huck.

Dafür nochmals herzlichen Dank von allen, die dabei waren. Besonderer Dank gilt auch den Reiseführerinnen Silvia und Simona, die zu jeder Sehenswürdigkeit Geschichte und Geschichten präsent hatten und keine Antwort schuldig blieben. Und Dank auch an die Küche am Platz, die Regionales für uns Mitteleuropäer gekonnt zubereitet hat und – nach Trillerpfeife getaktet- fast für alle zeitgleich die Menügänge auftischten.

Wolfgang und Juliane Dürselen

Achern den 03.12.2016